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Wieviel sollte Musikunterricht kosten?

Aktualisiert: 13. Mai 2023


Vor kurzem habe ich bei Facebook einen Post geschrieben, der in nur drei Tagen 120 Kommentare bekommen hat. Das passiert normalerweise bei meinen Beiträgen nie. Nicht einmal bei Katzenfotos ;-) Ein Thema, das anscheinend viele Menschen bewegt und erst recht Kolleg*innen in meiner Branche. Es ging um die Frage, was eine Stunde Klavierunterricht kosten sollte, verglichen mit dem Stundenlohn einiger anderer Branchen.


Welcher Preis ist angemessen für eine Stunde Musikunterricht?


Ich möchte Euch den Original-Post nicht vorenthalten:

„Meine Masseurin kostet € 65 pro Stunde, mein Steuerberater 90, mein Therapeut nimmt 120 und mein Rechtsanwalt sogar 260….

Was meint Ihr, soll ich also für eine Stunde Klavierunterricht berechnen - mit meinem abgeschlossenen Musikstudium und 40 Jahren Berufserfahrung bei etwa 2.500 gespielten Konzerten ???“


Das ganze war für mich eine mehr rhetorische Frage, denn ich unterrichte ja schon seit vielen Jahren - privat, auch mal an einer Musikschule und in den letzten Jahren fast ausschließlich in Form von konzentrierten Workshops. Von daher weiß ich natürlich schon recht genau, was ein realistischer Preis für eine Stunde Klavierunterricht ist. Die Frage ist, ist der realistische Preis auch ein angemessener? Denn meine Berufskolleg*innen haben oftmals eine mindestens genauso lange Ausbildung, hohe Qualifikation und Professionalität. Trotzdem ist grade an Musikschulen der Verdienst mehr als mau und auch als privater Anbieter entspricht das Einkommen in der Regel nicht dem anderer Selbständiger mit vergleichbarer Qualifikation.


Natürlich ist alles eine Frage der Nachfrage, logisch. Aber es ist auch eine Frage der Wertschätzung handgemachter Musik.

Und um diese ist es m. E. immer schlechter bestellt, seit Musik immer und überall billigst verfügbar ist.


Musikalische Ausbildung ist mehr als nur ein nettes Hobby


Musikunterricht ist ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Bildung und kann einen großen Einfluß auf die persönliche Entwicklung - grade von Kindern und Jugendlichen - haben. Dazu benötigt es hohe Fachkompetenz und ein hohes Maß an pädagogischem Können. Wir müssen uns bewusst machen, dass Musikunterricht eine wertvolle Investition in die Zukunft unserer Kinder ist und nicht nur ein nettes Hobby. Wenn Kinder ein Instrument lernen, fördert dies ihre Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis, wie Wissenschaftler bestätigen. Untersuchungen der Hirnaktivität ergaben, dass dabei zwei Mechanismen im Gehirn der musikalisch ausgebildeten Kinder aktiver sind. Durch sie fällt es diesen Kindern leichter, ihre Aufmerksamkeit auch bei wechselnden Reizen zu fokussieren und sich an Gelerntes zu erinnern.

Natürlich ist es grade bei diesen Erkenntnissen wichtig, dass musikalische Bildung, der Zugang zu Musikkultur überhaupt, nicht nur einer gutverdienenden Oberschicht vorbehalten sein darf. Musikunterricht muss bezahlbar bleiben, aber möglichst nicht auf Kosten hochqualifizierter Musiklehrer, die von ihrer Arbeit leben müssen. Wie lässt sich diese Diskrepanz bewältigen? Eine Patentlösung gibt es sicher nicht. Die Welt wird immer komplexer und die Art wie wir Musik wahrnehmen, konsumieren und wertschätzen hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Und dieser Wandel wird auch weiterhin voranschreiten. Aber vielleicht können wir die Richtung des Wandels beeinflussen. Ein erster Schritt ist, dass die Gesellschaft sich dieses Problems bewusst ist und darüber redet. Ein zweiter, dass die Politik aktiver wird.

Die Kommentare unter meinem Post reichten von ernstgemeinten Tipps über Solidaritätsbekundungen bis hin zu „Augen auf bei der Berufswahl“ - 🤔 Einige schlugen vor, Preise doch individuell zu gestalten. Kann das funktionieren? Für ein und dieselbe Leistung unterschiedliche Preise berechnen? Und wie „verkauft“ und „kontrolliert“ man dies? Man kann Musikschülern oder Eltern kaum selbst überlassen, was sie gerne bezahlen möchten. Vermutlich würde der Lehrer dann noch weniger verdienen...


Wie steht ihr dazu? Wenn Musikunterricht pro Stunde so viel kosten würde, wie bei einem Steuerberater oder Psychotherapeuten - denkt Ihr, das wäre angemessen? Oder wäret Ihr freiwillig bereit sogar mehr zu bezahlen?


Ich freue mich auf Eure Kommentare mit Euren Gedanken zu diesem Thema! 🙂





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